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Fragen sind eine Zumutung (für den Partner + für sich selbst): 3 Sorten von Fragen auf die Sie verzichten sollten

von Petra Nordhaus

Wer fragt, der mutet dem Partner und auch sich selbst mitunter etwas zu. Immer dann, wenn einem eine Antwort nicht direkt auf der Zunge liegt oder es sich nicht um eine Pillapalle-Frage handelt und von der Antwort etwas abhängt, können Fragen schwierig werden. Es kostet einen was, wenn man sich konfrontiert und man muss entscheiden, „Was will ich dem Partner von mir zeigen?“. In einer Partnerschaft dürfen solche unangenehme Fragen sein, finde ich. In diesen Fragen steckt Entwicklungspotential für die Beziehung. Sie können wie ein Nadelöhr sein durch das man gemeinsam muss, um etwas Neues, Tieferes oder Passenderes miteinander zu finden.

Fragen, die als Kostümierung daher kommen

Ganz anders sieht es allerdings mit Fragen aus, die als eine Kostümierung dienen, zum Beispiel für heftigen Ärger, Schmerz oder Vorwürfe.

Das Problem hier ist: solche Fragen halten einen zum Narren - den Gefragten als auch den Frager. Sie sind nicht wirklich ernst gemeint sind. Ernst in dem Sinne, als dass man echt nach dem fragt, was man wissen will. Weil solche Fragen aber in einem hochemotionalen Moment gestellt werden, ist dem Frager das oft gar nicht bewusst.

Echt fragen meint, sich für die Antwort des Anderen zu interessieren. Egal wie sie ausfällt. Echt fragen beinhaltet auch, darauf vorbereitet sein, dass nach einer Antwort quälende Gefühle in einem abgehen können. Kostümierte Fragen sind unecht. Sie bringen Sie und Ihren Partner nicht weiter. Im schlimmsten Fall schaden Sie Ihnen sogar.


3 Sorten unechter Fragen

Ich habe drei Sorten von kostümierten Fragen herausgeschält, die Sie Ihrem Partner und sich nicht zumuten sollten:


1. Fragen, auf die man eigentlich keine Antwort hören will

Es gibt Fragen auf die will man im Grunde gar keine Antwort.

Fragen als Transportmittel für Schmerz

Zum einen die Vorwurfsfragen „Warum hast du...?“ oder Oberlehrerfragen „Was hättest du sonst noch tun können...?“. Wer sich ärgert oder verletzt ist, transportiert seinen Schmerz oft über eine Frage. Es bräuchte stattdessen aber ein Statement, also eine echte Gefühlsaussage, wie „Es hat mich stinkig gemacht, dass du...“ oder „Ich will nicht nach meiner Meinung gefragt werden, wenn du meine Antwort bloß abschmetterst.“ Eine eindeutige Aussage birgt die größte Chance, dass der Partner den Kern erfasst. Im besten Fall geht er auch noch auf einen ein. Und das ist es doch, was sich der Frager wünscht.

Fragen als Wunsch nach Anerkennung

Dann gibt es die Meinungsfragen „Wie findest du...?“, bei denen man aber ein Lob hören möchte und sich nicht wirklich für die Meinung des Partners interessiert. Das Gemeine: Der Partner erkennt diese Absicht aufgrund der Fragestellung vermutlich nicht. Auf diese Weise nach Lob zu suchen, ist reines Glücksspiel. So produziert man im schlechtesten Fall einen Konflikt. 

Fragen auf der Suche nach Sicherheit

Schließlich sind da die Getriebenen-Neugierfragen mit denen man den Partner nach Details ausquetscht, die einen doll verletzen und die Beziehung nicht weiterbringen. Dabei kann es zum Beispiel um Dinge gehen, die der Partner getan hat, um seine Vorlieben oder auch um Erfahrungen aus der Vergangenheit. Statt ein Mehr an Klarheit zu bekommen, beamen die Antworten des Partners einem quälende Bilder in den Kopf, neue zermürbende Fragekreisel und Selbstzweifel.

2. Fragen, auf die man keine Antwort hört

Die zweite Sorte von Fragen sind die, bei denen man ohne Antwort bleibt, weil

  • man sich an die Antwort nicht erinnern kann („Äh, keine Ahnung was er/sie gesagt hat.“),
  • keine Antwort kam („Er hat dazu nichts gesagt.“) oder man sich mit der Antwort zu früh zufrieden gegeben hat („Ehrlich gesagt, keine Ahnung wie er/sie das meinte.“).

Diese Fragesorte ist dadurch geprägt, dass der Frager mehr mit sich und seinem inneren Erleben beschäftigt ist, als dass er aufnahmebereit für die Äußerungen des Partners wäre.

Das ist sehr schade, weil es hier in vielen Fällen um Wünsche, Bedürfnisse oder Vorschläge geht, die echt Gewicht für den Frager haben. Viele erzählen über solche Situationen, dass sie vom Partner keine Antwort erwartet hätten oder zumindest keine die ihnen gefällt. Genau hier liegt der Knackpunkt: wer nichts erwartet, der hört nicht hin.

3. Fragen, die man selbst nicht bemerkt

Eine besondere Sorte an Fragen sind die, die man selbst überhaupt nicht bemerkt. Man ist in einem Redeschwallsog und monologisiert. Dass man dem Partner zwischendurch eine Frage stellt, rauscht an einem vorbei.

Der Partner hingegen registriert die Frage und ist verwirrt, dass es gleich weiter geht mit neuen Inhalten. Bei all dem Input kommt er nicht hinterher. Gleichzeitig sucht er schließlich nach einer Antwort auf die Frage. Ihm klingeln die Ohren, der Kopf raucht. Er fragt sich verwirrt „Was will er/sie nun eigentlich von mir?“. Wer jetzt nicht einhakt und nachfragt, schaltet wahrscheinlich bald genervt ab. Von dieser Zumutung ahnt der fragende Partner logischerweise nichts – schließlich hat er seine Frage gar nicht auf dem Schirm gehabt.

Mein Fazit

Nehmen Sie sich und Ihren Partner ernst: Stellen Sie nur dann eine Frage, wenn Sie auf genau diese Frage eine Antwort hören wollen. Interessieren Sie sich für die Antwort Ihres Partners und fragen Sie nach, wenn Sie ihn nicht richtig verstehen.

 

 

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Foto: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

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Von Petra Nordhaus - Als Beziehungscoach & Paartherapeutin helfe ich Menschen, in Liebesdingen klarer zu sehen