30 Saboteure für die Zeit zu Zweit
von Petra Nordhaus
Erfüllende Zeit mit dem Partner, das wünscht sich doch jeder. Aber wie soll das im Alltag klappen? Man hat viele Pflichten und wenig freie Zeit.
Aus wenig mehr machen – diese Einstellung ist bei Zeitverknappung genau die richtige. Denn nicht nur die Menge, sondern ganz besonders die Qualität ist es, die zufrieden und innerlich satt macht.
Volle Aufmerksamkeit für den Moment
Wenn es um Zeit zu Zweit geht, spielt das Erleben die zentrale Rolle. Als toll bewerten die meisten Menschen eine Situation, wenn sie darin völlig aufgehen. Man ist in den Moment vertieft und voll und ganz da - mit all seinen Sinnen.
Wer so präsent ist, der kriegt sich und den Partner ganz anders mit, als wer nicht richtig bei der Sache. Und das hat Qualität. Indem man dem Moment und damit dem Partner die volle Aufmerksamkeit schenkt, fühlt man sich lebendig und mit dem Anderen verbunden.
Im Zustand des Nicht-voll-dabei-seins hingegen, rauscht der Moment an einem vorbei. Innerlich ist man abwesend. Oft, ohne dass es einem so bewusst wäre. Wie ungut das ist, spüren viele Partner dann natürlich gar nicht. Häufig erinnert erst ein intensiver, naher Moment wieder daran, dass es da ja noch mehr gibt.
30 Saboteure für eine Qualitätszeit zu Zweit
Hier kommen 30 Saboteure für ein nahes Miteinander und intensive Begegnungen zu Zweit. Identifizieren Sie doch mal, auf welche Art Sie sich vorzugsweise vom Hier und Jetzt mit dem Partner ablenken lassen.
In der Vergangenheit sein
- Sie reden den ganzen Abend nur über die anstrengenden Kollegen, den ungerechten Chef und was Sie wieder für blöde Dinge im Büro erlebt haben. Für etwas Anderes ist kein Platz.
- In Gedanken vergleichen Sie den Moment mit der Vergangenheit, da war es eindeutig schöner.
- Während Sie Zeit zu Zweit verbringen, führen Sie innerlich Selbstgespräche in denen Sie dem Partner vorhalten, dass Sie jetzt etwas machen wozu Sie keine Lust hatten.
- Ein Erlebnis hat sie innerlich aufgewühlt, wie z.B. ein Gespräch mit der Lehrerin Ihres Kindes, der Besuch beim Hausarzt oder ein Vorfall bei der Arbeit. Sie sind davon völlig absorbiert, ohne dass ihr Partner das weiß.
- Sie ärgern sich darüber, dass Ihr Partner Gemüse mit Druckstellen eingekauft hat und bleiben an Ihrem Ärger kleben, so dass Sie das gemeinsame Kochen nicht genießen können.
- Sie grollen innerlich, dass Ihr Partner sich wenig Zeit für Sie nimmt und können sich deshalb nicht auf den Moment einlassen.
- Diesen Moment hatten Sie sich anders vorgestellt und Sie hadern damit, dass er nicht so ist wie in Ihrer Phantasie.
- Sie bereuen es, das Wochenende mit Ihrem Partner nicht für eine schöne gemeinsame Zeit genutzt zu haben. Weil Sie der verpassten Gelegenheit hinterher hängen, schenken den Möglichkeiten des kleinen Hier-und-Jetzt-Alltagsmoments keine Beachtung.
- Sie entscheiden sich Ihren Partner zu einem Event zu begleiten und werfen ihm innerlich vor, dass er Sie um diesen Gefallen gebeten hat.
- Sie sind enttäuscht, dass Ihr Partner nicht nachfragt, wie Ihr wichtiger Termin gelaufen ist. Sie bleiben in diesem Gefühl stecken und erzählen ihm auch nicht von sich aus davon, wie die Dinge gelaufen sind.
In der Zukunft sein
- Sie unternehmen mit Ihrem Partner etwas, sind aber nicht bei der Sache, weil Sie auf einen wichtigen Anruf warten.
- Innerlich verschieben Sie eine Unternehmung ständig auf ein Später: „Die Idee läuft ja nicht davon.“ Oder „Wenn ich ausgeruhter bin, dann.“
- Sie können sich auf den Moment mit dem Partner nicht einlassen, weil Sie unter Druck stehen: Ihnen steht am nächsten Tag ein wichtiger Arbeitstermin bevor, der sie massiv stresst.
- Sie wünschten, Sie wäre jetzt gerade woanders.
- In Gedanken beschäftigt Sie schon der nächste Moment. Für das Jetzt haben Sie deshalb keinen Blick. So können Sie sich beispielsweise im Urlaub nicht auf das Hier konzentrieren, weil Sie in Gedanken schon bei der nächsten Sehenswürdigkeit sind oder in welchem Lokal Sie gleich essen gehen wollen.
- Sie können sich auf die Situation nicht richtig einlassen, weil Ihnen ständig im Kopf herumspukt, was Sie Alles noch erledigen müssen.
- Sie warten auf bessere Zeiten, in denen Sie mehr Zeit haben („Wenn die Kinder erstmal größer sind, ....“ oder „Wenn der Job mir weniger abverlangt...“) und machen nichts aus den Mini-Momenten, die es im Hier und Jetzt für Sie und Ihren Partner gibt.
- Während Sie mit Ihrem Partner zusammen sind, planen Sie im Kopf den nächsten Tag: Was Sie anziehen wollen, was Sie kochen werden, welche Taxifahrten Sie für die Kinder regeln müssen, was Sie für den Besuch Ihrer Eltern noch vorbereiten müssen oder oder oder.
- Sie träumen von tollen Projekten, die Sie mit Ihrem Partner erleben wollen. Im Hier und Jetzt werden Sie aber nicht aktiv.
- In Ihrem Kopf proben Sie wieder und wieder ein Gespräch mit dem Handwerker, der richtig Pfusch gemacht hat. So kriegen Sie vom Partner wenig mit.
Auf Autopilot geschaltet sein
- Sie sind total mit sich beschäftigt und reden wie ein Wasserfall ohne Punkt und Komma. Dabei registrieren Sie überhaupt nicht, wie Ihr Partner auf Sie reagiert.
- Sie machen sich nicht die Mühe Ideen zu sammeln, wie Sie die Zeit zu Zweit verbringen möchten, sondern lassen das Minimalprogramm Haushalt-plus-TV laufen.
- Sie hören zwar die Worte die Ihr Partner sagt, schalten aber auf Durchzug. Inhaltlich und emotional rauschen seine Worte an Ihnen vorbei.
- Sie machen etwas nebenbei, wie z.B. die Wäsche, und hören Ihrem Partner nur mit einem halben Ohr zu.
- Sie daddeln beide am Handy oder PC.
- Sie haben Kopfschmerzen, Ihnen ist übel etc. und Sie können sich wegen Ihrer Beschwerden nicht auf den Partner einlassen.
- Gemeinsam hängen Sie gewohnheitsmäßig vor der Glotze ab, lassen sich berieseln und zappen durch die Programme.
- Aus Gewohnheit, wie mechanisch, drücken Sie Ihrem Partner zum Abschied ein Küsschen auf den Mund und sind nicht bei der Sache.
- Sie schreiben eine Textnachricht, während Ihr Partner von seinem Arbeitstag erzählt.
- Sie sind im Gefahrenscan-Modus. Dadurch ist Ihre Wahrnehmung auf Ungutes zwischen Ihnen und Ihrem Partner eingeengt. Schönes oder Chancen zur Begegnung werden weggefiltert.
Haben Sie sich in dem einen oder anderen Punkt wiedererkannt und vielleicht sogar Ihre größten Nicht-bei-der-Sache-sein-Verführer herausgefiltert? Super!
Die Menge macht´s
Machen Sie sich bei alledem aber klar: Es geht hier um das Ausmaß der inneren Abwesenheit. Ab und an gedanklich abzudriften oder wie mechanisch im Gewohnheitstrott zu handeln, ist kein Problem. So sind wir Menschen. Schließlich ist niemand von uns erleuchtet. Gefährlich wird´s für die Partnerschaft, wenn der Großteil der Zeit zu Zweit in solch einem Modus abläuft. Dann findet wenig echte Begegnung statt. Auf Dauer entfernt man sich so voneinander. Das Fiese daran: Man merkt es erst einmal gar nicht.
Von Petra Nordhaus - Als Beziehungscoach & Paartherapeutin helfe ich Menschen, in Liebesdingen klarer zu sehen