Detailseite

Nörgeln - warum es keinen vernünftigen Grund dafür gibt

von Petra Nordhaus

Nörgeln nervt. Trotzdem tun es viele von uns ab und an. Kein Problem, so lange die Dosis stimmt. Vorsicht aber vor einem zu Viel: es vergiftet schleichend die Beziehung.

Was ist Nörgeln?

Um zu verstehen, was dieses Gift ausmacht, müssen wir uns zunächst einmal anschauen, was Nörgeln eigentlich ist. Da gibt es verschiedene Facetten.

Das Herumkritteln:
Angenommen Ihr Partner hat die Spülmaschine eingeräumt und Sie nörgeln daran herum, wie er die Gläser, Becher und Teller eingeräumt hat. Herumkritteln ist, den individuellen, anderen Stil des Partners runter zu machen. Wer sich so oberlehrerhaft verhält, glaubt die Weisheit mit Löffeln gegessen zu haben und dass der Partner sich daran anzupassen hat.

Das Beleidigen:
Angenommen Sie sitzen im Auto neben Ihrem Partner und äußern sich unverschämt über seinen Fahrstil. „OOOOH. Wann lernst du es endlich mal ausreichend Abstand zum Auto vor dir zu halten!“ Beleidigen meint, den Partner zu behandeln, als sei er dumm und ihn damit zu verunglimpfen.

Das Beschuldigen:
Angenommen Sie brauchen Ihr Sportshirt und finden es nicht. „Mann, ich komme zu spät. Was stehst du da rum. Jetzt hilf mir! Sicher hast du den Kram mal wieder falsch einsortiert.“ Beschuldigen heißt, den Partner für etwas verantwortlich machen, dass bei einem selbst schief läuft und zu fordern – oft auch noch auf abfällige Weise- , dass der Andere unsere Angelegenheit repariert.

Nörgeln ist Stressverarbeitung

Wer nörgelt hat Stress, den er am Partner ablässt:

  1. Man hat eine konkrete Vorstellung davon, wie Dinge sein sollen und die Realität weicht davon ab, d.h. der Partner handelt anders, als man es gerne hätte oder bräuchte.
  2. Man steht in einem anderen Lebensbereich unter Druck, der mit dem Partner überhaupt nichts zu tun hat.

Nörgeln ist also ein Ventil dafür Frust abzulassen. Sonst nichts. Im Klartext: Es ist eine schlechte Bewältigungsstrategie im Umgang mit Stress und der Versuch Gefühle von Ärger, Enttäuschung oder Angst los zu werden. Was auf diese Weise - wenn überhaupt - höchstens kurzfristig Erleichterung bringt. Dafür aber gravierende Nebenwirkungen für die Partnerschaft hat.

Vorsicht: Verwechslungsgefahr!

Verwechseln Sie Nörgeln nun aber bitte nicht damit, dass Sie sich über ein Verhalten des Partners ärgern und beschweren. Das wäre ein fataler Irrtum. Wer im Miteinander einen Stopper setzt, indem er sich konkret beschwert, der tut sich und dem Partner einen Gefallen. Solche Auseinandersetzungen sind nämlich ein Zeichen für eine lebendige Beziehung.

Was ist hier der Unterschied zum Nörgeln?

Sie lassen nicht einfach wahllos Dampf ab, sondern sprechen eine Sache an, die Ihnen wichtig ist. Sie vertreten Ihren Standpunkt dabei ohne unterhalb der Gürtellinie zu schießen. Klar, dass das nicht immer weichgespült abläuft. Aber grundsätzlich ist es nicht das Problem, wenn der Partner starke Emotionen zu spüren kriegt. Im Gegenteil, manchmal hilft das sogar. Der Andere merkt dadurch, dass einem eine Sache extrem wichtig ist.

Entscheidend anders als beim Nörgeln ist die Haltung, also die Einstellung mit der Sie Ihren Ärger, die Enttäuschung oder Angst rüberbringen: Ihr Partner ist nicht Ihr Prellbock. Sie sind sich darüber im Klaren, dass ein Erwachsener seine Gefühle im Zaum halten muss und Bedürfnisse, Wünsche und Forderungen auf eine angemessene Art und Weise rüberbringen sollte. Deshalb bemühen Sie sich, das hinzukriegen. Sie verlieren in solch einer Auseinandersetzung also nicht den Respekt vorm Partner.

Nörgeln als Risikofaktor

Was passiert, wenn einer am anderen Partner ständig herumnörgelt und der das auch noch wortlos über sich ergehen lässt? Irgendwann glaubt man, das Maß der Dinge zu und meint sich Alles rausnehmen zu können. Die Folge: Indem man ungefiltert seinen Druck am Partner ablässt - ihn dabei klein macht, seine Bemühungen abschmettert oder ihn beschimpft - verletzt man ihn. Das treibt den Anderen in den Rückzug. Er sucht Sicherheitsabstand und geht in Deckung. Auf Dauer verlieren Partner dadurch den Draht zueinander. Die Beziehung beginnt abzusterben.

Fazit

Beugen Sie dem vor und prüfen Sie doch einmal, wie Sie es mit dem Nörgeln halten. Sind Sie ein Ab-und-an-Nörgler? Kein Problem. Ist Nörgeln aber Ihre Hauptstrategie um Stress zu händeln? Erlernen Sie unbedingt ein besseres Stressmanagement, wenn Ihnen Ihre Partnerschaft lieb und teuer ist!

 

____________________________________

Foto: Margot Kessler / pixelio.de

Zurück

Von Petra Nordhaus - Als Beziehungscoach & Paartherapeutin helfe ich Menschen, in Liebesdingen klarer zu sehen