Verstehen stärkt Beziehungen
von Petra Nordhaus
Stellen Sie sich die folgende kleine Alltagsszene vor:
Sie will abends zu einem Sportkurs und bittet ihn deshalb pünktlich von der Arbeit nach Hause zu kommen, um für die Kinder da zu sein.
Zwei mögliche Reaktionen von ihm:
a) „Ich lasse mir von dir nicht vorschreiben, wann ich Zuhause sein muss. Schließlich arbeite ich nicht zum Vergnügen.“
b) „Ich weiß wie wichtig es dir ist, fit zu bleiben. Ich setze Alles dran pünktlich zu sein, kann dir aber keine feste Zusage machen.“
Welche Reaktion würden Sie sich von Ihrem Partner wünschen: a) oder b)?
Ganz sicher haben Sie sich rapzapp für b) entschieden. Denn Hand aufs Herz: Jeder Mensch wünscht sich doch Verständnis.
Verstanden-werden tut gut, weil es
- einen in seiner Person, ja sogar darüber hinaus noch, im Wesenskern bestätigt mit einem „Du bist ok.“
- die eigenen Gefühle legitimiert, indem jemand sagt „Du hast einen guten Grund dafür so zu fühlen/denken/handeln. Ich verstehe das.“
- einem Hoffnung gibt, dass die Dinge so werden könnten, wie man es bräuchte. Vielleicht sogar, weil der Andere etwas dazu beitragen will.
Kurzum, verstanden werden macht Beziehungen stärker.
Fangen Sie bei sich selbst an
Jetzt kann man sich natürlich wünschen, dass der Partner sich verständnisvoll zeigt. Und das wünsche ich Ihnen in Ihrer Partnerschaft auch. Den meisten Einfluss auf ein Mehr an Verständnis in der Beziehung hat man allerdings, wenn man selbst damit startet.
Verständnis aufbringen - so wie wir es gemeinhin verstehen - heißt erst einmal nur, sich darum bemühen den Anderen zu verstehen. Sich also auf das, was der Partner sagt einlassen, es zu erfassen versuchen. Auch wenn man es manchmal dann trotzdem nicht hinkriegt, den Anderen zu verstehen. Unterschätzen Sie nicht die Wirkung, die einfach nur das pure Bemühen hat. Es signalisiert dem Partner: Du bist mir wichtig.
Solch ein Verständnis-Bemühen kann man aber nicht immer und nicht unter allen Bedingungen aufbringen. Wie viel Offenheit für den Partner da ist, hat häufig mit dem Ladezustand des eigenen Verständnis-Akkus zu tun.
3 Faktoren von denen der Ladezustand eines Verständnis-Akkus abhängt
- Die Grundsatzfrage:
Wie gut bin ich im Allgemeinen darin mich in Andere reinzuversetzen und Mitgefühl zu haben? In der Berufswelt würde man danach fragen, ob hier jemand die entsprechenden Social Skills hat.
- Wie sieht mein persönlicher Stresslevel aus:
Bin ich zurzeit in meinem Leben entspannt und kraftvoll oder arg gestresst? Habe ich heute einen guten oder einen doofen Tag? Habe ich jetzt gerade Luft oder tierisch viel auf dem Zettel stehen und gar keinen Kopf für was Anderes?
- Wie geht es mir mit dem Partner:
Sind wir fein miteinander oder bin ich verletzt, enttäuscht, gefrustet?
Je mehr jemand in sich ruht, entspannt in der Beziehung ist und freie Kapazitäten hat desto aufgeladener ist sein Verständnis-Akku. Ein voller Verständnis-Akku erhöht die Wahrscheinlichkeit auf ein fruchtbares Gespräch mit dem Partner.
Checken Sie den Ladezustand Ihres Verständnis-Akkus
Solch ein Check lohnt sich besonders dann, wenn
- der Partner gerne reden möchte,
- man sich mit unterschiedlichen Meinungen beim Reden ineinander verkeilt hat oder
- ein Beziehungskonflikt geklärt werden soll.
Handhaben Sie Ihren Verständnis-Akku mit Köpfchen
Finden Sie heraus, wie voll geladen Ihr Verständnis-Akku sei muss, damit Sie für Ihren Partner offen sein können. Verschieben Sie lieber mal ein Gespräch, wenn die Leistung Ihres Verständnis-Akkus schwächelt und erklären Sie sich Ihrem Partner. Entwickeln Sie parallel dazu aber auch Gewohnheiten, mit denen Sie Ihren Verständnis-Akku automatisch, regelmäßig aufladen.
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Foto: Claudia Hautumm / pixelio.de
Von Petra Nordhaus - Als Beziehungscoach & Paartherapeutin helfe ich Menschen, in Liebesdingen klarer zu sehen