Warum Mithilfe im Haushalt nerven kann
von Petra Nordhaus
Hausarbeit ist ein Nervklassiker in vielen Partnerschaften. Dabei meine ich mit Hausarbeit nicht bloß das reine Saubermachen. Sondern Alles was anfällt, wenn zwei erwachsene Menschen und vielleicht noch ein Kind oder ein Haustier unter einem Dach leben. Und das ist eine ganz schöne Menge an Jobs, die da zusammen kommen: die Wäscherei, der Einkauf, der Koch, der Taxifahrer, die Buchhaltung, das Geldmittelbesorgen und und und.
All diese Jobs müssen erledigt werden, damit der Laden läuft. Meistens regeln Paare das stillschweigend miteinander: der der sieht, dass etwas zu tun ist, regelt den Job. So kommt es oft dazu, dass einer von beiden irgendwann Frust schiebt. Meistens ist es der, der den Löwenanteil der Aufgaben im Blick hat.
Manch ein Partner räumt dann sofort ein, „Ich habe es mir zu bequem gemacht. Stimmt, ich muss mehr aus´m Quark kommen.“ Andere Partner trifft der Vorwurf aber aus heiterem Himmel. „Hä?! Ich mache doch mit und liege hier nicht auf der faulen Haut rum. Ich frage ständig, wobei ich helfen kann.“ Genau da kann der Haken sein.
Aufteilung in Leitung und Zuarbeiten
Zu Hause gibt es zig Jobs, die erledigt werden müssen. Wer das möglichst reibungslos hinkriegen will, braucht für die unterschiedlichen Bereiche einen, der den Überblick behält. Quasi die Leitung hat. Die einzelnen Aufgaben können dann auf mehrere Schultern verteilt werden – die eigenen, die des Partners, der Kinder oder es wird eine Aufgabe outgesourct, beispielsweise der Part des Saubermachens.
Wer „mitmacht“ oder „hilft“ bringt zum Ausdruck, dass er keinen Aufgabenbereich leitet. Er ist bloß ein Zuarbeiter. Das heißt, er übernimmt in keiner Sache die Hauptverantwortung.
So kommt der andere Partner zwangsläufig in die Rolle für Alles hauptverantwortlich zu sein. Ob er will oder nicht. Es sei denn, er lässt es drauf ankommen und die Dinge bleiben womöglich liegen.
Wer nicht die Hauptverantwortung in x Bereichen tragen will und es dennoch tut, der ist davon höchstwahrscheinlich mega gestresst. Und zwar meistens von einer Sache, die gar nicht richtig greifbar ist: dem Ständig-Alles-im-Kopf-haben-müssen getreu dem Motto „Wenn ich nicht dran denke, denkt niemand dran.“ Wer so unterwegs ist, kann kaum noch abschalten und runterfahren. Im Hinterkopf lauert immer eine Stimme die flüstert, „Achtung, Achtung, nicht dass was schief läuft.“
Paare, die mit diesem Phänomen zu tun haben, sollten sich schleunigst zusammensetzen und über Entlastungsmöglichkeiten für den gestressten Partner nachdenken.
Zuarbeiten als Entlastung
Paare, die mit der Verteilung der Aufgaben in hauptverantwortlich und zuarbeiten zufrieden sind, können es aber auch noch mit Stolperfallen zu tun kriegen. Denn das Zuarbeiten an sich ist nur dann sinnvoll, wenn es keine zusätzliche Last ist.
Zuarbeiten mit System
Zuarbeiten sollte deshalb mit System passieren. Die Anforderungen eines anstehenden Aufgabenberges können so verlässlich und planbar abgearbeitet werden. Man denke an die Küche in einem Restaurant: der Küchenchef hat die Fäden in der Hand während alle anderen ihm zuarbeiten und Teilbereiche erledigen. Jeder weiß im Groben, was er zu tun hat. Manches passiert unmittelbar auf Zuruf. Täten alle was ihnen gerade in den Sinn kommt oder nur dass wozu sie Lust haben, wäre es ein Zufallstreffer, dass der Gast in annehmbarer Zeit das bestellte Gericht vor sich auf dem Teller hat.
Zwei Arten von Zuarbeiten
Übertragen wir das Prinzip auf die Hausarbeit, lassen sich zwei Arten von Zuarbeiten unterscheiden.
Es gibt eine Aufgabe, die man regelmäßig erledigt und sich selbst einteilt.
Wie die Zeit eingeteilt wird, hängt ab von a) eigenen zeitlichen Freiräumen und b) äußeren Notwendigkeiten, zum Beispiel dass der Geschirrspüler durchgelaufen ist und ausgeräumt werden muss. Dass sich die frische Unterwäsche dem Ende zuneigt und gewaschen werden muss. Oder dass für eine Einladung ein Geschenk benötigt wird.
Zum anderen gibt es Aufgaben, die an feste Zeiten gebunden sind. Zum Beispiel das Kind zum Kindergarten bringen, an einem festgelegten Wochentag für das Frühstück zuständig sein oder das Auto aus der Werkstatt holen.
Diese zwei Arten sind die Zuarbeiten-Basics, um den gemeinsamen Laden am Laufen zu halten. Dazu kommt noch das spontane Zuarbeiten. Sieht man, dass der Partner Hilfe gebrauchen kann und hat Kapazitäten dafür frei, packt man mit an. Und vielleicht fragt der Partner auch hin und wieder, ob man spontan unterstützen kann.
Das Zuarbeiten an sich
Das Zuarbeiten an sich birgt aber auch noch Stoff für Streit zwischen den Partnern. Schauen wir uns die zwei kritischen Punkte an.
Punkt 1: Denkfehler „Zuarbeiten mit Assistenz“
Wer zuarbeitet, der hat eine kleinere Aufgabe in Eigenregie zu händeln. Partner verwechseln diesen Fakt manchmal mit einem „Zuarbeiten mit Assistenz“.
In eigener Regie zu handeln heißt als Allererstes einmal, man hat klar was zu tun ist. Wer seinen Job im Kopf hat, der braucht natürlich keine Gedächtnisstütze. Alle anderen sollten sich aber eine Notiz an sich selbst machen. Für den Fall, dass der Partner die Dinge aufgeschrieben hat, sollte man wissen wo die Info zu finden ist, z.B. auf dem Familienplaner. Das Allerwichtigste: dort nachschauen. Hört sich vielleicht blöde und neunmalschlau an, passiert aber tatsächlich öfter, dass eben nicht geguckt wird. So ist Stress vorprogrammiert. Denn wer bereits an diesem Punkt den Partner wie einen persönlichen Assistenten behandelt und nochmal nachfragt, macht einen echten Kardinalfehler in Sachen Entlastung. Wer unnötig, schlichtweg aus Bequemlichkeit nachfragt, der mutet dem Partner nämlich etwas zu.
Anders liegt die Sache natürlich, wenn im Laufe einer Tätigkeit Fragen auftauchen und man sich kurz mit dem Anderen abstimmen will. Aber auch hier gilt die Devise „erst denken, dann nachfragen“. Manchmal handelt es sich nämlich gar nicht um eine Abstimmung, sondern man hat seinen Job einfach nicht gemacht hat: Es gab keinen Plan, wie man die Dinge angehen wollte. Anstatt eine Einkaufsliste zu machen, ist man auf blauen Dunst hin zum Supermarkt gefahren. Man hatte nicht im Kopf, was man in den 30 Minuten bis die Kinder kommen, kochen will und kam auf den letzten Drücker nach Hause mit der Hoffnung irgendwas im Kühlschrank zu finden, das man den Kindern vorsetzen kann. Man hat sich vorher nicht schlau gemacht, wo der Kindergeburtstag stattfindet und stellt erst im Auto sitzend fest, dass man das Fahrtziel nicht kennt.
Nur wer seinen Job – egal wie klein der auch ist – richtig macht, entlastet den Anderen. Sonst hat der Partner durch ein ständiges Nachfragen mit der Sache gefühlt fast mehr zu tun, als wenn er die Dinge selbst erledigen würde.
Punkt 2: Die Einstellung „Aber bitte nicht auf deine Art“
Richtig machen, heißt komplett machen. Das ist nicht zu verwechseln mit dem zweiten großen Streitpunkt beim Thema Zuarbeiten, der Art und Weise.
Jeder von uns hat Vorlieben und macht Dinge auf seine Art. Zwischen Partnern kann es da also Unterschiede geben. Ihr ist es zum Beispiel wichtig, dass das Bett morgens ausgeschüttelt und gemacht wird. Er legt keinen großen Wert darauf. Dafür möchte er gerne, dass seine feuchten Hemden nach dem Waschen auf Kleiderbügel gehängt werden, während es ihre Art ist die Kleidungsstücke einfach locker über den Wäscheständer zu hängen. Er hat sein ausgetüffeltes System die Spülmaschine zu befüllen und den kleinsten Raum auszunutzen. Ihr ist es einfach nur wichtig, dass das Geschirr sich nicht stapelt und die Maschine regelmäßig durchläuft. Solche unterschiedlichen Vorlieben und Eigenarten sind normal und an sich kein Problem.
Schwierig wird es, wenn ein Partner meint, dass Alles nach seinen Vorlieben zu laufen hat. Meist sind es diejenigen, die die Hauptverantwortung tragen, die sehr genaue Vorstellungen davon haben, wie genau ein Arbeitsbereich ausgeführt werden soll. Oft passiert es dann, dass sich der Zuarbeiter anstrengt und am Maßstab des Partners scheitert. Es ist nicht ordentlich genug geputzt worden, die Kinder haben das falsche Frühstück mitbekommen oder der Einkauf war nicht korrekt.
Immer nur Mecker zu bekommen, nervt irgendwann. Die Lust sich anzustrengen schwindet. Beides ungut – für die Hausarbeit, aber auch für die Partnerschaft. Denn klar, dieser Frust schleicht sich ins Miteinander des Paares und sucht sich irgendwo sein Ventil.
Über das Zuarbeiten verhandeln
Wer eine Sache erledigt, sollte deshalb entscheiden dürfen, wie er das macht? Jein. Wie in jedem gut organsierten Betrieb, sollte es hierzu ein Qualitätsmanagement geben. Sprich, man verhandelt die Grundlagen miteinander:
- Gibt es Aufgaben, bei denen einer der Partner großen Wert auf eine ganz bestimmte Art der Erledigung legt?
Kann und will er die Aufgabe selbst übernehmen? - Ist der Partner bereit und fähig sich der Eigenart des Partners anzupassen?
- Wem macht was am wenigsten Stress?
Sobald Sie die Hausarbeit bewusster aufteilen, nehmen Sie automatisch Zündstoff aus dem Thema raus. Logisch, dass Sie dazu aber auch mit Ihren Erwartungen zurückrudern und Kompromisse finden müssen.
Von Petra Nordhaus - Als Beziehungscoach & Paartherapeutin helfe ich Menschen, in Liebesdingen klarer zu sehen