Warum Nachtgespräche Ihrer Partnerschaft schaden!
von Petra Nordhaus
Die Gesetze der Nacht
Sich schlaflos durch die Nacht quälen, das will niemand. Stunde um Stunde im Dunkeln wach zu liegen, ist furchtbar. Besonders dann, wenn es ungelöste Probleme und Sorgen sind, die einen nicht zur Ruhe kommen lassen.
Alles um einen herum ist still, während im eigenen Kopf ein Gedanken-Orkan zu wirbeln beginnt. Gedanke folgt auf Gedanke und wird kreiselartig in eine vorgegebene Bahn gezwungen. Dabei hat die Nacht es so an sich, dass sich die dunkleren Bahnen im Kopf durchsetzen. An diese Dunkel-Gedanken heften sich auch noch Dunkel-Gefühle. Klar, dass sich unser Körper dabei nicht entspannen und in den Schlaf finden kann.
Wenn es schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit gelingt einzuschlafen oder zumindest zu dösen, kommt der Morgen dann viel zu früh. Das kriegt man zu spüren: Im Kopf ist es diesig und man geht wie in Watte gepackt durch den Tag. Irgendwie ist man nicht voll da. Sich zu Konzentrieren fällt schwerer als sonst. Man ist mit den Nerven runter, der Geduldsfaden ist kürzer. „Bin ich froh, wenn der Tag rum ist.“, schießt einem wieder und wieder durch den Kopf.
Was die Nacht aus Ihren Gesprächen macht
Nachtgespräche mit dem Partner haben ganz ähnliche Eigenschaften, wie die einer ungewollten Schlaflosigkeit. Die Wurzel dieser Art von Paargesprächen liegt in der Anspannung von einem der Partner. Einer steht innerlich unter großem Druck, den er loswerden will.
So fordert er vom Anderen auf Biegen und Brechen ein klärendes Gespräch zu nächtlicher Stunde ein. Liegt der Partner schon im Bett, wird er wachgerüttelt. Wer seine Ruhe will und den Raum verlässt, dem wird hinterhergelaufen. Es wird gefaucht und geweint. Oftmals traktiert man den Partner so massiv, dass dieser am Ende ein Gespräch über sich ergehen lässt.
Dieses nächtliche Gespräch folgt zwangsläufig den Gesetzen der Nacht:
- Das Gespräch findet auf der Kreisbahn der Dunkel-Gedanken und Dunkel-Gefühle statt, die in Dunkel-Worten und Gefühlsausbrüchen münden.
- Im Gespräch kommt es zu Verletzungen und höchstwahrscheinlich zu weiteren Verunsicherungen. Beides erzeugt noch mehr inneren Druck und Abstand zum Partner.
- Das Gespräch folgt auf seiner Kreisbahn dem Never-ending-bis-zur-Erschöpfung-Modus. Man will eine Klarheit oder einen inneren Frieden erzwingen, die per Naturgesetz auf diesem Weg aber nicht erreichbar sind.
- Beide Partner kommen viel zu spät in den Schlaf und sind am nächsten Morgen übernächtigt. Das Nachtgespräch zieht einen Rattenschwanz nach sich: Es fehlt einem die volle Kraft für die Alltagspflichten und ein ausreichend guter Kraft-Puffer im kriseligen Partnerschaftsmiteinander.
Schlaf als Krisenhelfer
Wer in einer Krise steckt, der braucht all seine Kraft, um bestmöglich durch das Akut-Chaos zu kommen. Deshalb sollte jeder seine Kräfte beisammen halten und etwas dafür tun, wieder aufzutanken. Ausreichender Schlaf kann seinen Teil dazu beitragen.
Im Schlaf tut sich was.
Körperlich:
Schlaf ist für die Körperzellen lebensnotwendig, weil dann in den Zellen wichtige Erneuerungs, Erholungs-, und -Reparaturprozesse ablaufen. So bleibt der Körper gesund und leistungsfähig. Nicht umsonst spricht der Volksmund vom Sich-Gesund-schlafen, wenn jemand krank ist.
Emotional:
Das Gehirn verarbeitet im Schlaf emotionale Erlebnisse. Besonders Belastendes kann so besser verdaut werden.
Mental:
Während wir schlafen, wird im Kopf aufgeräumt. Informationen und am Tag Erlerntes werden bewertet, ausgewählt oder gelöscht, sortiert und entsprechend abgespeichert. Außerdem erholt sich der Kopf.
Halten Sie die Nachtruhe ein.
Kümmern Sie sich deshalb um ausreichend Schlaf. Finden Sie persönliche Rituale, die dabei helfen, dass Ihr Organismus runterfährt und Sie zur Ruhe kommen.
Mein Rat: Keine Gespräche mehr nach 22 Uhr.
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Foto: Peter Böni / pixelio.de
Von Petra Nordhaus - Als Beziehungscoach & Paartherapeutin helfe ich Menschen, in Liebesdingen klarer zu sehen