Was soll ich tun, mein Partner kümmert sich nicht um unsere Beziehung?!
- Ihr Partner äußert keine Ideen und schlägt nichts vor für gemeinsame Zeit zu zweit?
- Zusammen zu sein, Unternehmungen oder auch Urlaube kommen nur zustande, wenn Sie sich darum kümmern?
- Ihr Partner sucht von sich aus nie das Gespräch mit Ihnen – über Alltagserlebnisse, Sorgen und Freuden oder auch schwierige Beziehungsthemen?
Bekommt ein Partner den Eindruck, dass er alleine die Beziehung am Laufen hält und der Andere sich nullkommanull um die Beziehungspflege kümmert, entsteht oft Frust. Verständlich. Doch schauen wir uns mal genauer an, was genau den Frust aufkommen lässt.
Schritt 1: Was löst das aus? Wie fühle ich mich?
Tatsächlich können wir das, was wir an Verhalten oder Nicht-Verhalten bei einem anderen Menschen sehen, nie ganz wasserdicht, unumstößlich erfassen. Es ist immer nur unsere Deutung und jedes Verhalten lässt sich mannigfaltig interpretieren.
Dabei deuten wir oft automatisiert ohne es mitzukriegen. Die Folge: wir unterscheiden nicht zwischen dem Tun des Anderen und unserer Deutung.
Die Deutung wird somit als Fakt gesetzt. Der Haken daran: Es kann problematisch werden, wenn wir mit unserer Interpretation falsch liegen, sie aber händeln als wäre Sie die Realität. Insbesondere deshalb, weil unsere Deutung Gefühle in uns auslöst.
Nehmen Sie sich ein konkretes Verhalten des Partners vor, das Sie als ein Sich-nicht-kümmern interpretieren. Wenn es mehrere Dinge gibt, die Sie in diese Schiene einsortieren, gehen Sie sie nacheinander durch.
Schreiben Sie auf:
- Worum geht’s: Z. B. macht nie Vorschläge für gemeinsam verbrachte Zeit.
- Meine Interpretation des Nicht-Tuns: Z. B. ihm/ihr ist es nicht wichtig mit mir Zeit zu verbringen.
- Was löst das für Gefühle in mir aus?: Ich fühle mich abgelehnt und bin traurig. Ich bekomme Angst, ob er/ sie überhaupt noch mit mir zusammen sein will. Oder aber ich bin wütend, weil ich nicht bloß aus Bequemlichkeit zur Partnerin gewählt werden will.
Schritt 2: Welchen Handlungsimpuls produziert das?
Unabhängig davon, mit welchem Gefühl man zu kämpfen hat, klickt das Gefühl automatisch innerlich einen Handlungsimpuls an. Der kann sich zwischen zwei extremen Polen bewegen: Ausbruch und Einkapseln.
Sie haben im ersten Schritt näher benannt, was das Nichts-Tun Ihres Partners für Gefühle in Ihnen auslöst. Ordnen Sie nun ein, wie Sie sich Ihrem Partner gegenüber verhalten:
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Emotionaler Ausbruch
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Ich knalle meinem Partner mein Gefühl impulsiv, in aller Heftigkeit um die Ohren.
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Drohen |
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Ich drohe meinem Partner damit, dass er schon sehen wird, was er von seinem Nichts-Tun hat.
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Spitze Bemerkung
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Ich verpule ihm durch spitze Bemerkungen, dass mich seine Passivität unzufrieden macht.
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In Balance
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Ich melde meinem Partner konkret und um Sachlichkeit bemüht zurück, wie ich ihn erlebe, wie es mir damit geht und was ich mir anders wünsche.
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Engagement reduzieren
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Ich mache selbst nur noch selten den Schritt auf meinen Partner zu - mit Vorschlägen für gemeinsame Unternehmungen oder Gesprächsangeboten. Außerdem ziehe ich mich körperlich zurück.
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Streiken
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Ich streike und warte darauf, dass der Partner von sich aus mal die Initiative ergreift.
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Einkapseln
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Ich lasse mir nicht anmerken, wie es in mir drin aussieht, mache gute Miene zum bösen Spiel und mache weiter wie bisher.
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Die Folgen für die Beziehung überdenken
Mache ich einen Sturm im Wasserglas oder gibt es wirklich Grund zur Sorge oder für Unmut? Das sollte die zentrale Frage im Umgang mit Interpretationen sein.
Bezogen auf das oben genannte Beispiel fallen mir alleine auf die Schnelle drei Interpretationen ein, bei denen man das fehlende Engagement des Partners nicht persönlich nehmen würde:
- Hat selbst keine Ideen und findet meine immer gut.
- Ist erschöpft vom Arbeitspensum und hat in der Freizeit keine Kraft für nichts.
- Ist gerne Zuhause und genießt es mit mir dort den Tag ins Land ziehen zu lassen.
Bevor Sie Ihrem automatischen Handlungsimpuls nachgeben,
klären Sie lieber, ob Sie mit Ihrer Interpretation richtig liegen.
Machen Sie dazu einen Realitätscheck:
- Teilen Sie Ihrem Partner Ihre Beobachtung mit. Wichtig dabei ist, Beobachtung meint das rein sichtbare Verhalten des Anderen. NICHT, wie Sie das, was getan oder nicht getan wird, deuten. Beschreiben Sie also so genau wie möglich, was Sie sehen. Achtung: das schließt Verallgemeinerungswörter wie immer, nie und ständig aus.
- Fragen Sie Ihren Partner, wie er die Dinge sieht und lassen Sie sich aus seinem Blickwinkel die Situation beschreiben. Auch das sollte so passieren, wie man einen Film erzählen würde.
- Sind Sie beide einer Meinung, was die Situation angeht, dann fragen Sie Ihren Partner nach den Gründen für sein Tun.
- Erlebt Ihr Partner die Dinge anders, dann haben Sie beide jetzt ein ganz eigenes Thema über Ihre unterschiedlichen Einschätzungen und damit verbundenen Bedürfnisse.
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Von Petra Nordhaus - Als Beziehungscoach & Paartherapeutin helfe ich Menschen, in Liebesdingen klarer zu sehen